
Heines wehrhafte Poesie
Romantik und Revolution in Heines Dichtung
Berückend nah! Das ist der Tenor vieler Leserinnen und Leser heute, wenn sie Heine-Texte vor sich haben oder hören – Texte, mit denen sich schon der junge Heine zu Weltruhm schrieb.
Überraschend modern zeigt sich nicht nur die Form seiner Dichtung, etwa wenn Heine in seinen Liedern Alltags- und Umgangssprache lyrikfähig macht. Die frische, unverstellte Ansprache, das augenzwinkernde Einvernehmen mit dem Publikum, das dann keck, ironisch und lakonisch mit romantischen Motiven bricht und jeden Gedanken durch ein unerwartetes Moment der Realität „erdet“: eine intellektuelle Innovation, für die ihn schon seine Zeitgenossen schätzten.
Mehr noch: Sie verstanden ihn. Radikale, bittere Poesie wie etwa das Weberlied traf den Nerv all derer, denen die beginnende Industrialisierung Verelendung brachte, weckte die Sehnsucht nach Meinungsfreiheit, Menschlichkeit und Gerechtigkeit. Die Obrigkeit hingegen belegte Heine mit dem Bann der Zensur: Ein Vierteljahrhundert lang verbrachte er schreibend als per Haftbefehl gesuchter Emigrant in Paris. Auch das 1835 verhängte Verbot der „Jungdeutschen“, denen Heine nahestand, hat seine gesellschaftliche Bedeutung und seinen literarischen Rang eher gefestigt denn bezwungen.
Heines hochaktuelle „wehrhafte Poesie“ näher zu erkunden, ist Ziel dieser Akademietagung.
Text und Bild: TMA